An der Strombörse dürfen Handelsunternehmen wie z. B. Kraftwerke, Stadtwerke, Energieversorgungsunternehmen, Industrieunternehmen etc. handeln. Voraussetzung ist, dass diese Unternehmen bei ACER (European Agency for the Cooperation of Energy Regulators) registriert sind und einen entsprechenden Registrierungscode besitzen. Die Identitäten dieser Unternehmen sind verhüllt, wodurch gewährleistet wird, dass alle Beteiligten gleichbehandelt werden. Das Prinzip der Strombörse ist das gleiche wie bei einer Börse für Wertpapiere und es müssen die allgemeinen Regeln einer Börse befolgt werden.
Unternehmen bieten an der Strombörse Strom zu einem gewissen Preis an oder möchten Strom zu einem gewissen Preis kaufen – so beeinflussen Angebot und Nachfrage den Strompreis. Kommt ein Kauf bzw. Verkauf zustande, so wird dies vertraglich festgehalten. Der Strom kann staatenübergreifend gehandelt werden. Strom für Deutschland muss also nicht zwangsläufig aus Deutschland kommen. Der Stromhandel an der Börse erfolgt entweder am Terminmarkt oder am Spotmarkt.
Die Strombörse lässt sich in zwei Märkte unterteilen, die unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen, den Terminmarkt und den Spotmarkt. Nachfolgend sind die Unterschiede zwischen den beiden Märkten beschrieben:
Terminmarkt
Der Stromhandel auf dem Terminmarkt, welcher auch als Forward-Markt bezeichnet wird, umfasst den Kauf und Verkauf von Strom für längere Zeiträume. Dort können Verträge gehandelt werden, deren Erfüllung und somit die Lieferung von Strom erst bis zu sechs Jahre in der Zukunft erfolgen kann. Gründe für so weit in die Zukunft reichende Verträge sind die Absicherung gegen allgemeine Preisschwankungen sowie Planungssicherheit. Derartige Verträge auf dem Terminmarkt werden auch als „Futures“ bezeichnet.
Die gehandelten Stromprodukte am Terminmarkt der Strombörse sind sogenannte Baseload- und Peakload-Produkte. Die Baseload-Produkte decken dabei die Grundlast von 0:00 bis 24:00 Uhr ab. Die Peakload-Produkte decken die Spitzenlasten zwischen 8:00 und 20:00 Uhr ab.
Spotmarkt
Während der Terminmarkt für längere Zeiträume zuständig ist, deckt der Spotmarkt den Verkauf und Kauf von Strom für kurzfristige Zeiträume ab. Dort kann Strom für die nächsten zwei Tage abverkauft oder nachgekauft werden. Selbst Stromprodukte für einzelne Stunden und Viertelstunden werden auf dem Spotmarkt gehandelt.
Der Spotmarkt der Strombörse unterteilt sich noch einmal in den Day-Ahead-Markt und den Intraday-Markt. Auf dem Day-Ahead-Markt wird jeden Tag eine Auktion für Strom des nächsten Tages durchgeführt. Die Gebote dafür müssen bis mittags eingegangen sein.
Auf dem Intraday-Markt kann kurzfristiger agiert werden. Hier kann bis zu fünf Minuten vor Lieferbeginn noch Strom gehandelt werden, der dann unmittelbar geliefert wird. Die Bedeutung dieses Marktes nimmt durch den Ausbau von erneuerbaren Energien und der damit einhergehenden stärker schwankenden Einspeisung von Ökostrom immer weiter zu.
Die Preise der Strombörse hängen primär mit Angebot und Nachfrage zusammen, wobei diese auch durch Ereignisse wie Kriege, Energiekrisen etc. beeinflusst werden. Da sich der Börsenhandel europaweit erstreckt, haben auch Angebot und Nachfrage aus anderen Ländern wie z. B. Schweden oder Frankreich einen signifikanten Einfluss auf den deutschen Strompreis. Ein weiterer und sehr wichtiger Faktor für den Strompreis ist der Merit-Order-Effekt.
Was ist der Merit-Order-Effekt?
Beim Merit-Order-Effekt basiert die Preisbildung auf den Grenzkosten, die angeben, wie viel es eine Erzeugungsanlage kostet, eine Megawattstunde Strom zu erzeugen. Die Kraftwerke werden in der Reihenfolge ihrer Grenzkosten sortiert, beginnend mit dem günstigsten bis zum teuersten Kraftwerk. Um die Stromnachfrage zu decken, werden sie in dieser Reihenfolge aktiviert. So legt das zuletzt aktivierte Kraftwerk den Preis für alle Erzeugungsanlagen fest.
Beispiel
Für eine gewisse Tageszeit werden 50 MWh an Strom benötigt. Zwei Kraftwerke bieten Strom für diesen Zeitraum an. Den Vortritt bekommt das Kraftwerk mit den geringeren Grenzkosten.
Welche Auswirkungen hat der Merit-Order-Effekt?
Das Grenzkostenpreissystem ermöglicht allen Erzeugungsunternehmen, ihre Kosten zu decken, wodurch die allgemeine Versorgungssicherheit gewährleistet wird. Gleichzeitig entstehen für die Unternehmen Anreize, ihre Grenzkosten zu senken und ihre Marge zum Beispiel durch den Einsatz von erneuerbaren Energien zu steigern.
Übrigens: Weil im Winter tendenziell weniger Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie zum Beispiel Solarenergie gewonnen wird, steigt im Winter der Preis an der Strombörse und ist weniger umweltfreundlich. Da es zur Mittagszeit im Sommer oft ein Überangebot an grünem Strom gibt, entstehen so nicht selten auch negative Preise an der Strombörse. Diese entstehen, wenn Erzeugungsanlagen aus technischen oder rechtlichen Gründen nicht in der Lage sind, ihre Erzeugung zu drosseln. Denn auch das Herunterfahren und wieder Hochfahren von Kraftwerken ist mit Kosten verbunden.
Die Erzeugungskosten und der Merit-Order-Effekt spielen für Privatpersonen und ihren Strompreis eher eine untergeordnete Rolle. Denn auf den Strompreis für Privatpersonen werden nochmal Abgaben, Steuern und Netzentgelte erhoben.
Außerdem wird an der Strombörse nur etwa ein Viertel des gesamten Stroms gehandelt. Den Großteil handeln Energieerzeugungsunternehmen und Energieversorgungsunternehmen direkt untereinander – mit dem sogenannten außerbörslichen OTC-Handel (Over-the-Counter-Handel).
Falls Sie auf der Suche nach einem regionalen Energieversorgungsunternehmen mit günstigem Strom und zertifiziertem Ökostrom sind, können wir unsere swb-Strom-Tarife empfehlen.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.