Unsere Veranstaltungsreihe „LeseArt“ findet statt im Wall-Saal der Stadtbibliothek, Am Wall 201. Einlass jeweils ab 17:30, Beginn um 18:00.
Das Projekt LESEArt veranstaltet Lesungen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Literatur. Das geschriebene Wort als Ausdruck von Kreativität findet hier seinen Platz. In Autorenlesungen sowie in szenischen Lesungen werden Gegenwartsliteratur und Klassiker in Prosa und Lyrik vorgestellt. Aufgegriffen werden auch aktuelle Themen der kulturellen Einrichtungen der Stadt, wie Theater, Kunsthalle, Hochschule für Künste und Musik. Literatur in ihrer unendlichen Vielfalt erleben und genießen, fremde Texte auf sich einwirken lassen und anschließend miteinander ins Gespräch kommen.
Veranstaltung und Moderation:
Gisela Mües
Kontakt: leseart-bremen@web.de
Donnerstag, 18. September, 18 Uhr
In den späten 1880er Jahren arbeitete Paul Gauguin in Pont Aven, einem kleinen bretonischen Dorf. Dort machte er das traditionelle Landleben und lokales Brauchtum zum Gegenstand einer zukunftsweisen Malerei, die schon bald Symbolismus genannt wird. Der Maler will sich zukünftig nicht mehr an der äußeren, sichtbaren Wirklichkeit orientieren, sondern seine Motive aus dem "mysteriösen Zentrum seines Denkens" schöpfen. Sein Austausch mit Emile Bernard oder Vincent van Gogh inspiriert ihn dabei in gleicher Weise, wie seine Pläne, Europa zu verlassen.
Detlef Stein ist Kunsthistoriker in Bremen
Donnerstag, 16. Oktober, 18 Uhr
Der Münchener hat seinen festen literarischen Platz: "Ach ja, Roth, der Humordichter mit diesen ,Ein Mensch-Gedichtlein' - hat meine Oma ja immer so geliebt." Genau, hat sie - und Millionen andere Leserinnen und Leser auch. Aber ein zweiter Blick zeigt, dass zwischen den Schmunzelreimen mitunter bitterer Ernst zutage tritt. Wie etwa Kurt Tucholski politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge in Aphorismen entlarvt, so sticht Roth von einer Zeile zur anderen tief in die Psyche des Menschen. Er zeigt unser aller Schwächen mitunter schroff auf, aber er nimmt sich selbst oft nicht aus und reiht sich mit ein in die Reihe seiner von ihm entblößten Mitmenschen.
Dr. Daniel Tilgner, Historiker und Leiter des Landesfilmarchivs bei der Senatorin für Kinder und Bildung
Bremen, hat sich eingehend mit Eugen Roths Gesamtwerk beschäftigt und präsentiert seine Auslese
aus den populären Reimen.
Donnerstag, 6. November, 18 Uhr
Toiletten und Badezimmer stellen so funktionale wie banale Räume der Hygiene und Selbstsorge, des Rückzugs und der Selbstvergewisserung dar. Zugleich folgt ihre Nutzung (ungeschriebenen) sozialen und kulturellen Regeln. Die Schöne Literatur ermöglicht es einige dieser Regeln zu erkennen oder zu erschließen. Der Vortrag skizziert Stationen einer Poetik der Nasszellen in der deutschsprachigen Literatur vom Mittelalter bis in die Gegenwart, von den Brüdern Grimm bis zu Peter Handtke und Wilhelm Genazino.
Dr. Alexandra Pontzen ist Professorin für neuere deutsche Literatur an der Universität Duisburg-Essen.
Donnerstag, 27. November, 18 Uhr
Mascha Kaléko, 1907 in Galizien geboren, wurde um 1930 in Berlin mit heiter-melancholischen Großstadt-Gedichten bekannt. 1933 erschien der erste Gedichtband "Das lyrische Stenogrammheft", 1934 fogte der zweite. 1938 musste die Dichterin nach New York emigrieren. Ihre Exil-Gedichte publizierte sie 1945 in dem Band "Verse für Zeitgenossen". !959 zog sie mit ihrem Mann nach Israel. Die erfolgreichste deutschsprachige Lyrikerin des 20. Jahrhunderts starb 1975 in Zürich. Man hat sie mit Heine, Tucholski, Ringelnatz und Kästner verglichen, doch Mascha Kaléko hat einen eigenen Stil entwickelt. Ihre zeitlosen Gedichte faszinieren immer neue Generationen von Leserinnen und Lesern.
Mein schönste Gedicht?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es.
Jutta Rosenkranz, geboren in Berlin, studierte Germanistik und Romanistik und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. 2007 publizierte sie die erste Biographie über Mascha Kaléko.