Die deutsche Energiewende ist eine riesige Herausforderung. Die Energieversorgung muss für die Zukunft sichergestellt und gleichzeitig klimaschonend werden. swb prüft deshalb einen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis Mitte der 2020er Jahre.
Neben dem Bau der Fernwärme-Verbindungsleitung und der Klärschlammmonoverbrennung ist der Bau eines neuen erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerks (BHKW) am Standort Hastedt ein weiterer essentieller Schritt.
Das BHKW soll 2022 den Betrieb aufnehmen, danach geht das Steinkohlekraftwerk "Block 15" vom Netz. Der Effekt: Wir sparen jedes Jahr rund 550.000 Tonnen CO2 ein, was einer Reduzierung der Kohlendioxid-Ausstöße von ca. 70 % entspricht. Das ist ungefähr so, als wenn man mit einem Mal 40.000.000 (in Worten: Vierzigmillionen) Bäume pflanzen würde, die fleißig jedes Jahr CO2 einspeichern. Für über 30.000 Haushalte wird die Fernwärme damit noch umweltfreundlicher als zuvor.
Zuvor sind allerdings Investitionen in Höhe von 140 Millionen Euro notwendig, außerdem möchten wir unseren bisherigen Kraftwerksmitarbeitern eine neue Perspektive bieten. Trotz dieser großen Aufgaben lohnt sich der Umstieg: Denn wir möchten unsere selbstgesteckten Klimaziele erreichen – und sind froh, dass der Bau des BHKWs begonnen hat.
✓ Ca. 550.000 CO2-Einsparung pro Jahr
✓ 140 Millionen Euro Investitionen
✓ Baubeginn: 2020
✓ Fertigstellung und Inbetriebnahme: 2022
✓ Elektrische Leistung: 104 Megawatt
✓ Thermische Leistung: 93 Megawatt
✓ Projektpartner: Uniper (Generalunternehmer) und Wartsilä (Motoren)
Mit der Installation des dritten Schornsteins ist ein weithin sichtbarer Meilenstein im Projekt abgeschlossen. Denn mit einer Höhe von fast 70 Metern überragen die drei BHKW-Schornsteine zwar nicht das markante Kesselhaus des benachbarten rund 85 Meter hohen Kraftwerksblocks 14 oder den mehr als 100 Meter hohen Schornstein von Block 15, aber verstecken muss sich das neue BHKW nicht.
Daten & Fakten
Vor fast genau zwei Monaten erreichten die neun „Supermotoren“ aus Finnland das Blockheizkraftwerk am Standort Hastedt. Am vergangenen Mittwoch gab es das nächste Ereignis zu feiern:
Der Richtkranz für das neue Blockheizkraftwerk in Hastedt
Die Projektverantwortlichen luden zum Richtfest ein. Zu einem Richtfest gehört selbstverständlich ein entsprechender Richtspruch sowie ein Richtkranz. Simon Bonin, Bauleiter Gebr. Neumann und Zimmermann, sagte den Richtspruch auf. Nachdem der Richtspruch aufgesagt war, der Kranz das Dach des Kraftwerks schmückte und Glasscherben den Bau des BHKWs zierten, war der offizielle Teil des Richtfests vorüber. Anschließend waren alle Anwesenden eingeladen, diesen besonderen Tag mit einer Kleinigkeit vom Grill und einem kühlen Getränk zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu genießen.
Zu einem Richtfest gehört auch eine richtige Feier.
Anlieferung der Harnstofftanks in Hastedt
Jede Menge Betrieb auf der Baustelle. Zum einen wurden die beiden Harnstofftanks angeliefert und eingehoben. Sie sind jeweils 9 Meter hoch und haben einen Durchmesser von 3,5 Metern. Sie dienen zur Lagerung des Harnstoffes (Urea). Dieser wird zur Stickoxidreduktion in den Katalysator benötigt. Außerdem sind 2 von insgesamt 9 Abgaswärmetauschern aus Süddeutschland in Hastedt eingetroffen. Sie sind jeweils rund 10 Meter lang und 57,5 Tonnen schwer. Die Wärmetauscher sorgen dafür, dass die Wärme aus dem Abgas der Motoren für das Fernwärmenetz genutzt werden kann. Die Abgastemperatur liegt bei rund 320 Grad Celsius und wird durch die Abgaswärmetauscher auf rund 80 Grad runter gekühlt. Jeder Motor hat einen eigenen Abgaswärmetauscher.
Der Wärmetauscher wird in Position gebracht.
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Wir haben eine lange Zeit geprüft, mit welchen Möglichkeiten die Versorgung unserer Kunden zukünftig weiterhin gewährleistet werden kann, wenn wir aus der Kohle aussteigen. Es ist ein Kraftakt für swb, den Kohleausstieg umzusetzen. Er bedeutet große finanzielle Anstrengungen und personelle Veränderungen – unser Ziel ist, dass die Mitarbeiter dabei nicht auf der Strecke bleiben.
Im Rahmen dieses Projekts wurden unterschiedliche Arten der Strom- und Wärmeerzeugung umfangreich untersucht: z.B. der Bau eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks, der Einsatz von Biomasse, oder auch der Einsatz von Blockheizkraftwerken.
Es gibt vielfältige Einflussfaktoren zu beachten. Neben wirtschaftlichen Überlegungen spielen vor allem ökologische und personelle Faktoren eine sehr wichtige Rolle. Ca. 70 Mitarbeiter am Standort sind direkt mit der Strom- und Wärmeerzeugung aus Kohle verbunden. Für sie wollen wir eine berufliche Perspektive innerhalb des swb-Konzerns schaffen.
Ziel war es, eine CO2-arme, also „grüne“ und zukunftsfähige Wärmeversorgung für Bremen zu gewährleisten, die auch wirtschaftlich ist. (ca. 70 Mitarbeiter am Standort sind direkt mit der Strom- und Wärmeerzeugung aus Kohle verbunden).
Stand September 2021: Die Motoren wurden Anfang August aus Finnland angeliefert. Aktuell wird die erste Hälfte des Daches montiert. Die Fertigstellung ist für Ende September geplant. Dann folgen weitere Anlagenteile in den Motorzellen wie z.B. Rauchgaskanäle oder auch Katalysatoren.
Wir investieren rund 140 Millionen Euro in den Neubau, und bereits 2022 soll das Kraftwerk in Betrieb gehen.
Natürlich haben wir auch über ein solches Modell nachgedacht. Zu bedenken ist allerdings, dass immer eine Alternative für die Versorgung vorhanden sein muss, falls es zu Ausfällen kommt. Somit müssten Ersatz- und Redundanzanlagen installiert und auch gewartet werden. Das ist gerade, wenn man eine Vielzahl dezentraler Anlagen als Ersatz für eine zentrale betrachtet, unwirtschaftlich. Auch hinsichtlich der Emissionen unterliegt die große, zentrale Lösung hohen Anforderungen, die wir mit unserem BHKW erfüllen. Unter Berücksichtigung der Aspekte Umwelt, Kosten und Arbeit ist die zentrale Erzeugung am Standort die sicherste und beste Entscheidung.
Unsere oberste Regel ist, dass der Anlagenbetrieb sicher ist. Aktuell gibt es Bebauungen direkt am Wasser, die sicherheitsrelevant sind. Hier können wir nicht ohne weiteres einen Radweg einplanen. Sollte der Hafen eines Tages nicht mehr als solcher fungieren und die Verbindung zwischen Weserwehr und Hemelinger Yachthafen als Fahrradweg in Betracht kommen, werden auch wir überlegen, wie wir unseren Beitrag dazu leisten können.
Wenn das BHKW in Betrieb genommen wurde und danach das Steinkohlekraftwerk „Block 15“ vom Netz gegangen ist, sparen wir jedes Jahr ca. 550.000 Tonnen CO2 ein. Das entspricht einer Reduzierung von rund 70 %.
An diesem Standort wird seit 1907 in verschiedenen Kraftwerksblöcken unter anderem Steinkohle zur Stromerzeugung verbrannt; seit Inbetriebnahme des aktuellen Block 15 wird daraus in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme erzeugt. Das galt 1987 aufgrund der guten Energieeffizienz und der modernen, emissionsarmen Anlage als Entscheidungskriterium für die Bremer Grünen, exakt ein solches Steinkohlekraftwerk zu fordern. Zudem waren die Geschehnisse in Tschernobyl damals ein wesentlicher Entscheidungsgrund.
Jetzt hat das politische Deutschland den Ausstieg aus der Energieerzeugung durch Kohleverbrennung beschlossen, um die Klimabelastungen deutlich zu verringern. Die Energieversorger sollen diesen Ausstieg möglich machen.
Wir, die swb, stehen nun vor riesigen Herausforderungen. Die steinkohlebasierte Strom- und Wärmeerzeugung, wie sie bisher war, hat keine Zukunft mehr. Wir müssen neue Lösungen für eine zukunftssichere Versorgung finden und dabei das Klima schonen.
Wir bauen ein klimaschonendes, gasmotorenbetriebenes Blockheizkraftwerk. Wenn die Genehmigungen alle vorliegen, können wir offiziell mit den Arbeiten beginnen. Mit dem Konsortium von Uniper und Wärtsilä als Generalunternehmer haben wir starke Partner für den Bau gefunden. Das Kraftwerk wird eine Leistung von 104 Megawatt in der Stromerzeugung liefern und 93 Megawatt thermische Leistung, die in das Fernwärmenetz gespeist werden.
Wir investieren rund 140 Millionen Euro in den Neubau, und bereits 2022 soll das Kraftwerk in Betrieb gehen. Sobald das BHKW in Betrieb genommen und das Steinkohlekraftwerk „Block 15“ vom Netz genommen wurde, vermeiden wir jedes Jahr ca. 550.000 Tonnen CO2-Emissionen, was einer Reduzierung von rund 70 Prozent entspricht.
Natürlich haben wir über verschiedene Szenarien nachgedacht und diese auch geprüft. Sowohl unter dem Aspekt der geringstmöglichen Emissionen als auch unter der Prämisse einer weiteren Verringerung der Verkehrsbelastung für den Stadtteil waren andere Alternativen wie z.B. ein Altholz-KWK-Kraftwerk keine geeigneten Varianten.
Nein, Baukosten werden natürlich nicht auf Fernwärmekunden umgelegt. Aber der Einsatz von Steinkohle als Energieträger ist heute im Vergleich zu anderen Brennstoffen günstig. Werden nun andere Energieträger eingesetzt, um Fernwärme zu erzeugen, werden sich auch die Kosten für die Fernwärmenutzer verändern. Der Fernwärme-Preis für Endkunden orientiert sich auch immer an den Kosten möglicher Alternativen (z.B. Erdgas zur Wärmeversorgung). Es ist erklärtes Ziel von swb, die Fernwärme als konkurrenzfähige Alternative attraktiv für Bremische Kunden zu halten.
Wir haben zwar aktuell keine konkreten Pläne für die Nutzung des markanten Bauwerks "Block 14" auf unserem Gelände, aber es gibt verschiedene Ideen. Eine Option könnte die Nutzung als Energiespeicher sein. Zudem sind mit Block 14 weitere Gebäude direkt verbunden, die aktuell noch in Betrieb sind. Über die Anlagenteile von "Block 15" wird erst nach der Abmeldung des Kraftwerks vom Strommarkt und nach der endgültigen Stilllegung entschieden werden. Ansonsten: s.o.
Ja, ein Anteil bis zu 20% Wasserstoff kann jedem Motor beigemischt werden. Das ist mit Blick auf die Entwicklung des Marktes für eine industrielle Wasserstoffproduktion aus regenerativ erzeugtem Strom ganz wichtig.
Die Motoren des geplanten BHKWs sind so eingehaust, dass es dadurch keine zusätzlichen Lärmbelästigungen für die Bürger geben wird. Auch werden keine Frequenzen entstehen, die eventuell als störend wahrgenommen werden. Entsprechende Gutachten liegen vor und werden bei der Ausführung der Anlage berücksichtigt. Zur Vermeidung von sogenanntem Körperschall werden die Motoren auf ein spezielles Fundament auf Federn aufgestellt, so dass keine Schwingungen ins Erdreich übertragen werden.