identinet. Wofür stehst du?
Meine Idee entstand 2020. Das Kernthema ist der sichere Datenaustausch zwischen Unternehmen. Dafür soll eine neue Technologie genutzt werden: Self-Sorveign Identity (SSI). Diese bietet global eindeutige Benutzerkonten und einen sicheren Kommunikationskanal zum Konto. Ich vergleiche es gerne mit dem Prinzip von E-Mail, dem heutigen Standard, um global zu kommunizieren. Die Technologie ermöglicht Unternehmen ihre Kommunikationspartner im Digitalen eindeutig zu identifizieren und mit ihnen sicher und verschlüsselt zu kommunizieren. So können beispielsweise mit Lieferanten auch sensible Daten mit gutem Gefühl ausgetauscht werden.
Du sagst die Technologie ist global nutzbar wie E-Mail. Warum dann nicht einfach E-Mail verwenden?
Es ist allgemein bekannt, dass E-Mails nicht sicher sind. Das heißt eine Mail kann auf dem Weg zwischen Sender und Empfänger verändert werden, ohne dass dies von den ursprünglichen Kommunikatoren erkannt wird. Nichtsdestotrotz zeigt E-Mail wie globale Kommunikation aussehen sollte. Als sichere Alternative für den Datenaustausch, haben viele Unternehmen Optionen wie Lieferantenplattformen eingerichtet. Diese bedeuten jedoch, dass Lieferanten bei jedem ihrer größeren Kunden ein oder mehrere Benutzerkonten erhalten. Im Schnitt hat deshalb jeder Mensch ca. 150 Benutzerkonten, aber nur ein bis zwei E-Mailadressen. Aus IT-Sicht ist dies eine Katastrophe für die Datensicherheit!
Wir benötigen eine Möglichkeit, um in der digitalen Welt den Kommunikationspartner eindeutig zu identifizieren. Mit SSI erhalten Nutzer universell eindeutige Konten, die in jedem Kontext genutzt werden können wie E-Mailadressen. Weiterhin können diese Konten mit verifizierten Informationen von Dritten angereichert werden. Zum Beispiel kann ein Lieferant ein ISO 27001-Zertifikat von einer Zertifizierungsstelle erhalten und über SSI an seine Kunden weiterleiten. Kunden haben die Möglichkeit die Echtheit, Gültigkeit und die Zugehörigkeit zum Lieferanten automatisiert zu überprüfen.
Meine Vision ist eine einfache Kommunikation zwischen Unternehmen in globalen und lokalen Lieferketten zu etablieren, ähnlich wie E-Mail, jedoch mit den Qualitätsmerkmalen Sicherheit und Automatisierung. Dies ist besonders relevant, wenn es um vertrauliche Geschäftsinformationen geht, wie beispielsweise beim Lieferanten Onboarding und dem dazugehörigen Austausch von Gewerbeauszügen und weiteren sensiblen Daten.
Wo steht identinet derzeit, und wie sieht die langfristige Vision für die Weiterentwicklung aus?
identinet baut auf den SSI-Technologie-Standards auf, die weltweit von immer mehr Ländern und Standardisierungsorganisationen aufgegriffen werden. Beispielsweise arbeiten sowohl die EU-Kommission, als auch verschiedene Projekte in Deutschland daran die Identität von Privatpersonen über diese Technologie abzusichern. Dieses weltweite Engagement , um SSI zu nutzen, ist für identinet ein zentraler Baustein – um unsere Vision zu erreichen ist es essenziell, dass es weltweit viele verschiedene Anbieter für die Technologie geben wird. Aktuell bin ich auf der Suche nach passenden Use-Cases. Dabei steht das Ziel greifbaren Mehrwert zu schaffen, im Mittelpunkt. Die steigende Erwartungshaltung von Konsumenten Informationen über die Herkunft und Zusammensetzung von Produkten zu erhalten, sowie der damit einhergehende Wunsch vieler Unternehmen nach höherer Automatisierung sehe ich als Chance für neue Produkte. Um das System besser zu demonstrieren, baue ich aktuell die dahinterliegende Technologie. Der Prototyp soll zum Ausprobieren und “Anfassen” sein. Zukünftig stehen dann Pilotprojekte an. Nebenher habe ich noch die Idee gehabt dieselbe Technologie für weitere Bereiche, wie Siegel auf Webseiten, anzuwenden. Webseitenbesucher haben kaum eine Chance Siegel auf Echtheit zu prüfen. Im besten Fall wird man auf die überzeugende Website des Siegel-Aussteller weitergeleitet. Wenn man jedoch ein entsprechendes Symbol für validierte Siegel hätte, wie das Schloss-Symbol in Browsern bei geschützten Websites, wäre sowohl den Besuchern als auch den Anbietern geholfen.
Was für Herausforderungen hast du bis jetzt als Startup erlebt?
Die größte Herausforderung ist wohl das Thema Finanzierung. Ich biete zusätzlich Professional Services Leistungen im Bereich IT-Betrieb und DevOps an, um Geld zu verdienen. Das funktioniert gut, allerdings reduziert dies natürlich meine Zeit, um an Produkten und Ideen für identinet zu arbeiten. Es ist ein wahrer Balance Akt. Eine andere Variante wäre es einen Investor zu finden, allerdings möchte dies erst angehen, wenn ich den Use Case bei ersten Kunden nachgewiesen habe.
Warum passt swb so gut zu dir?
Ursprünglich fand ich nur die Idee des Co-Workings sehr ansprechend. Schrittweise hat sich dann die Idee zu identinet entwickelt und ich habe Ende 2020 Stefan Weber, Geschäftsführer der Erzeugung, kennengelernt. Damals gab es eine erste Überlegungen für ein gemeinsames Projekt zur Verbesserung der digitalen Anbindung von Lieferanten. Das Projekt wurde zwar nicht gestartet, aber es zeigte gut den Bedarf, der in diesem Bereich vorhanden ist.
- Jan Christoph Ebersbach von Identinet
jan-christoph.ebersbach@identinet.io
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