Die Definition von Klimaneutralität in Bezug auf Produkte ist, dass bei der Herstellung und dem Transport keinerlei Auswirkungen auf das globale Klima verursacht werden. Dies tatsächlich umzusetzen, ist allerdings anspruchsvoll.
Auch wenn Unternehmen damit werben, dass sie bzw. ihre Produkte oder Dienstleistungen klimaneutral sind, sollte man genau hinsehen. Denn viele Unternehmen gleichen zwar Emissionen aus oder kompensieren sie anderweitig, damit sind die Unternehmen oder ihre Produkte bzw. Dienstleistungen aber gemäß Definition noch nicht klimaneutral.
Übrigens: Auch der Begriff „regional“, mit dem Produkte beworben werden, kann unterschiedlich ausgelegt werden. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem Beitrag Saisonal & regional einkaufen.
Der Bundesgerichtshof hat 2024 klargestellt, dass Begriffe wie „klimaneutral“, „CO2-frei“ etc. für Konsumentinnen und Konsumenten* nicht irreführend verwendet werden dürfen. Unternehmen müssen demnach deutlich erklären, was genau gemeint ist, wenn sie die Begriffe verwenden. Die folgenden Erläuterungen sind deshalb auch keine exakte Vorgabe, sondern als Annäherung zu verstehen.
CO2-frei bedeutet, dass für die Herstellung, den Transport, die Verpackung etc. eines Produktes bzw. die Erbringung einer Dienstleistung keine Kohlenstoffdioxid-Emissionen anfallen. Damit etwas hundertprozentig CO2-frei ist, darf kein Glied der gesamten Lieferkette CO2 emittieren, was immer ein schwer zu realisierendes Ziel ist.
Wenn CO2-frei bedeutet, dass die ganze Lieferkette kein Kohlenstoffdioxid ausstoßen darf, dann bedeutet emissionsfrei, dass die ganze Lieferkette keine Emissionen verursachen darf – was ebenso schwer zu realisieren ist. Trotzdem wurde der Begriff immer wieder mal beispielsweise für E-Autos oder Maschinen verwendet, für die vielleicht im Betrieb keine Schadstoffe anfallen, in der Produktion oder Lieferung aber schon.
Mit CO2-Neutralität sind wirklich nur Kohlenstoffdioxid-Emissionen gemeint. Wenn also bei einem Produkt das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid vollständig herausgefiltert bzw. neutralisiert wird, kann es als CO2-neutral bezeichnet werden.
Mit Treibhausgasneutralität ist gemeint, dass alle Treibhausgase, die in die Atmosphäre gelangen könnten, herausgefiltert werden. Dies muss nicht unmittelbar nach dem Ausstoß der Gase passieren, sondern kann auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Klimapositiv heißt, dass etwas insgesamt einen positiven Einfluss auf das Klima hat. Ein Produkt ist zum Beispiel klimapositiv, wenn mehr Emissionen gebunden als verursacht werden. Auch Gebäude können als klimapositiv bezeichnet werden, wenn sie mehr Treibhausgase einsparen, als sie ausstoßen.
Netto-Null-Emissionen (engl.: net zero emissions) bedeuten, dass alle Treibhausgasemissionen, die durch menschliches Handeln für einen bestimmten Prozess entstehen, durch die Atmosphäre vollständig wieder ausgeglichen werden können. Unterm Strich werden also alle Emissionen auf natürliche Weise wieder abgebaut.
Von Negativ-Emissionen wird gesprochen, wenn durch aktives Handeln der Atmosphäre in Summe mehr Treibhausgase entzogen werden, als bei einem Prozess ausgestoßen werden. Für einzelne Prozesse gelingt dies zum Beispiel durch Aufforstung oder spezielle Filtertechnologien. Bei langfristigen Projekten über mehrere Jahre wird oft auch von Netto-Negativ-Emissionen gesprochen.
Diese Vielzahl an Begriffen kann schnell zu Intransparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher* führen. Das Problem dabei ist, dass Unternehmen und Produkte, die sich wirklich für das Klima einsetzen, nicht von "schwarzen Schafen" unterschieden werden können, die durch vordergründige Maßnahmen Greenwashing betreiben. Daher sollten Verbrauchende bei Begriffen wie klimaneutral, CO2-frei, treibhausgasneutral etc. genauer hinsehen und diese im Zweifelsfall kritisch hinterfragen.
Unternehmen, die Emissionen nicht direkt vermeiden können, nutzen oft die Möglichkeit, Emissionen nachträglich auszugleichen. Hier wird auch von Klimakompensation gesprochen. Unternehmen erwerben in diesem Fall CO2-Zertifikate, mit denen zertifizierte Klimaschutzprojekte unterstützt werden, also etwa Aufforstungsprojekte oder der Ausbau bzw. Betrieb erneuerbarer Energiequellen.
Auch für Staaten gibt es verpflichtende Klimakompensationen, um die vereinbarten Klimaschutzziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Und auch Privatpersonen können das Mittel der Klimakompensation nutzen, etwa die CO2-Ausgleichszahlung beim Fliegen.
Klimakompensationen sind an den Stellen sinnvoll, wo es vorerst noch keine direkt umsetzbare Möglichkeit gibt, Emissionen zu vermeiden. Es gibt jedoch auch Kritik, die einigen Unternehmen vorwirft, nur auf Klimakompensation zu setzen, statt ernsthaft eine Transformation anzugehen, also die eigenen Emissionen ernsthaft zu reduzieren. Im Fall von nur vordergründig klimafreundlichen Bilanzen von bestimmten Produkten oder Leistungen besteht sogar die Gefahr, dass Verbraucherinnen und Verbraucher* verleitet werden, hiervon besonders viel zu konsumieren, was die Emissionen sogar erhöhen würde – Stichwort: Rebound-Effekt.
Übrigens: Die Klimakompensationen werden auch als „Offsets“ bezeichnet.
Im Kontext von Klimaschutz fällt oft auch der Begriff „Senke“. Als Senken werden natürliche oder künstliche Orte bzw. Systeme bezeichnet, die Treibhausgase in der Umwelt absorbieren und dauerhaft speichern. Sie sind ein unabdingbarer Bestandteil für den Klimaschutz, da sie unter anderem Emissionen binden, die regelmäßig anfallen – wie Lachgas durch die Nutzung von Düngemitteln.
Natürliche Senken, die Emissionen binden, sind zum Beispiel Wälder, Moore oder Ozeane. Sie sind ein essenzieller Bestandteil des Kohlenstoffkreislaufes.
Dahingegen handelt es sich zum Beispiel bei Müllverwertungsanlagen um technische oder künstliche Senken.
Übrigens: Senken sind das Gegenstück zur einer Schadstoffquelle und werden allgemeinhin auch Schadstoffsenken oder Kohlenstoffsenken genannt.
Wie bereits erwähnt, ist das Thema rund um Klimaschutz-Begriffe sehr komplex. Daher ist es als Verbraucherin und Verbraucher* umso wichtiger, diese Termini und die Unterschiede zwischen den einzelnen Begriffen zu kennen. Denn nur so können Sie sich eine fundierte Meinung zu vermeintlich klimaneutralen Unternehmen und Produkten bilden. Falls Sie versuchen, ein nachhaltigeres Leben zu führen, finden Sie in unserem Magazinbeitrag passende Tipps zu dem Thema.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.