Bioplastik kann sich in einer Vielzahl an Produkten finden, die uns im Alltag begegnen. Hier eine kleine Auswahl:
- Kompostierbare Mülltüten bzw. Plastiktüten
- Lebensmittelverpackungen für Obst und Gemüse
- Einweggeschirr & To-go-Becher
- Deckel, Trinkhalme und Rührstäbchen
- Kaffeekapseln
- Zahnbürsten & Zahnseide
- Einmalhandschuhe
- Mulchfolien für den Ackerbau
- Kinderspielzeug
- etc.
Was ist Bioplastik?
Bioplastik ist ein Kunststoff auf biologischer Basis, der aus sogenannten Biopolymeren besteht. Sie kommen in der Natur vor, können aber auch synthetisch aus Maisstärke, Zuckerrohr, Zellulose oder pflanzlichen Ölen hergestellt werden. Dies ist unter anderem für biologische Kunststoffe wie Polymilchsäure (PLA) oder Polyhydroxyalkanoate (PHA) der Fall.
Begriffserklärung: Wofür steht das „Bio“ in Bioplastik?
Das Problem beim Bioplastik ist, dass der Begriff nicht klar definiert ist. Es gibt mehrere Bedeutungsmöglichkeiten, wovon jedoch nur eine zutreffen muss, um Stoffe als Bioplastik deklarieren zu können. Folgende drei Definitionen können sich hinter dem Wort verstecken:
1. Variante: Es ist biologisch abbaubar.
Ist Bioplastik biologisch abbaubar, so bedeutet das, dass es bei den richtigen Umständen durch Mikroorganismen kompostiert. Diese Umstände umfassen beispielsweise eine hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von über 60 Grad Celsius, welche weder in der Biotonne noch im heimischen Kompost oder in der freien Natur gegeben sind. Eine angegebene biologische Abbaubarkeit gibt also keine Auskunft darüber, wie schnell das Bioplastik zerfällt. Außerdem bleibt dabei offen, woraus das Bioplastik überhaupt besteht.
Tipp: Für eine umweltfreundliche Entsorgung generell von Bioabfällen kann es hilfreich sein, einen eigenen Kompost anzulegen.
2. Variante: Es ist biobasiert.
Ist das Bioplastik biobasiert, so wurde es aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Das Bioplastik wird dann auch als biobasierter Kunststoff bezeichnet. Ein häufiger Trugschluss ist jedoch, dass der biobasierte Kunststoff auch biologisch abbaubar ist – das muss aber nicht der Fall sein.
3. Variante: Es ist biologisch abbaubar & biobasiert.
Trifft beides zu, so ist das Bioplastik sowohl biobasiert als auch biologisch abbaubar. Das ist die umweltfreundlichste Form des biologischen Plastiks. Aber: Verbrauchende können das nicht allein aus der Deklarierung „Bioplastik“ ableiten.
Insgesamt ergibt sich also ein verwirrendes Bild. Bioplastik kann bedeuten, dass das Plastik a) biologisch abbaubar ist, aber aus fossilen Rohstoffen wie zum Beispiel Erdöl hergestellt wurde, b) biobasiert aber nicht biologisch abbaubar ist, oder c) es sowohl biobasiert als auch biologisch abbaubar ist. Auch wenn Letzteres die umweltfreundlichste Variante des Biokunststoffes darstellt, so gibt es weitere ökologische Herausforderungen beim Bioplastik.
Die Nachteile von Bioplastik
1. Belastung von Böden & Gewässern
Auch wenn sich biologisch abbaubares Plastik unter optimalen Bedingungen zersetzt, so schwankt die Dauer für diesen Prozess unter Umständen drastisch. Oft fehlt es schon an den richtigen Bedingungen für einen zügigen Zerfall des Bioplastiks. Das heißt, auch wenn Sie Bioplastik in die Biotonne werfen, kann es bis zu drei Monate dauern, bis es vollständig aufgelöst ist. Das dauert besonders für industrielle Kompostierungsanlage viel zu lang, in die der Biomüll verbracht wird. In der Konsequenz wird das Bioplastik dann nicht richtig recycelt und gelangt ggf. wieder zurück in die Natur, was eine Gefahr für Pflanzen- und Tierwelt darstellt.
2. Bioplastik braucht Anbauflächen
Da biobasiertes Bioplastik aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird, werden Anbauflächen benötigt. Diese konkurrieren automatisch mit Anbauflächen für Nahrung – und zwar weltweit. Das verschärft im schlimmsten Fall die Versorgungslage in den betroffenen Ländern und reduziert darüber hinaus die Biodiversität von Landflächen.
3. Probleme beim Recycling
Bioplastik ist nicht so umweltfreundlich, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Daher wird hin und wieder empfohlen, es im Plastikmüll zu entsorgen. Was richtig klingt, hat aber selbst wieder einen Haken: Die Vermischung von Bioplastik mit normalem Plastik kann dazu führen, dass die Reißfestigkeit von konventionellen Plastiktüten beeinträchtigt wird.
4. Greenwashing-Gefahr
Da der Begriff „Bio“ nachhaltig klingt und positiv verstanden wird, wird er generell häufig eingesetzt. Die fehlende Definitionsklarheit rund um den Begriff Bio kann jedoch schnell zu Missverständnissen bei Verbrauchenden führen.
Übrigens: Auch der Begriff Klimaneutralität birgt die große Gefahr von Missverständnissen. In unserem Magazinartikel zum Thema ordnen wir deshalb ein paar allgemeine Klimaschutzbegriffe für Sie ein.
Fazit: Was können Verbrauchende in Bezug auf Bioplastik tun?
Auch wenn Anbieter zum Teil mit Siegeln und Logos arbeiten, um die Umweltfreundlichkeit ihres Bioplastiks zu illustrieren, kann die Zersetzungsdauer bei der späteren Verwertung in industriellen Anlagen problematisch sein. Das Bioplastik gehört dann besser doch nicht in die braune bzw. grüne Tonne.
Sie können sich bei Ihrer örtlichen Abfallwirtschaft erkundigen, ob kompostierbare Plastiktüten in Ihrer Region erlaubt sind. Noch besser wäre es allerdings, ganz auf Bioplastik im Biomüll zu verzichten und mit Alternativen zu arbeiten, beispielsweise mit Papiertüten.
Was übrigens immer erlaubt ist, ist normales Zeitungspapier zum Einwickeln von besonders feuchtem Biomüll. Denn das Papier ist dünn, besteht aus Zellulosefasern und die Tinte ist soja- oder wasserbasiert, sodass es unbedenklich verrotten kann.
Tipp: Wenn Sie noch ökologischer unterwegs sein möchten, helfen Ihnen unsere Magazin-Tipps, um noch mehr Müll zu vermeiden. Um den Plastikverbrauch im Allgemeinen zu reduzieren, kann außerdem das Einkaufen in Unverpacktläden helfen.