Was ist die Heizkurve?
Die Heizkurve beschreibt, wie heiß die Vorlauftemperatur Ihrer Heizung in Relation zu der Außentemperatur sein soll – also wie heiß das Heizungswasser bei einer klassischen Heizung in die Heizkörper fließen soll. Bei modernen Heizungssystemen ist das Einstellen der Heizkurve eine gute Möglichkeit, um Geld und Energie zu sparen.
Die Heizkurve wird oft als Graph in einem Koordinatensystem dargestellt. Üblicherweise ist die Außentemperatur mit Werten von 20 bis -20 Grad Celsius auf der X-Achse und die Vorlauftemperatur von 20 bis 90 Grad Celsius auf der Y-Achse. Die Heizkurve wird durch verschiedene Parameter beeinflusst. Welche das genau sind und wie sie die Kurve beeinflussen, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
Das müssen Sie beim Einstellen der Heizkurve beachten!
Bei der richtigen Einstellung der Heizkurve sind vor allem vier Parameter entscheidend: Heizgrenztemperatur, Neigung, Höhe und Absenkzeiten. Jeder dieser Parameter kann direkt an der Heizung oder an einem externen Steuerungselement wie einem Heizungsdisplay eingestellt werden. Folgendes sollten Sie bei den Parametern für die Heizkurve beachten:
1. Heizgrenztemperatur einstellen
Die Heizgrenztemperatur, auch Heizgrenze, gibt an, ab welcher Außentemperatur die Heizung anspringt. Ist die Heizgrenztemperatur beispielweise auf 15 Grad Celsius eingestellt und es ist draußen wärmer als 15 Grad, so bleibt die Heizung aus.
Richtwert: Im Altbau mit mittelmäßiger Dämmung wird als Richtwert für die Heizgrenztemperatur allgemeinhin 15 Grad Celsius angegeben. Da Neubauten deutlich besser gedämmt sind, reicht dort eine Heizgrenztemperatur von etwa 10 Grad Celsius.
2. Neigung der Heizkurve einstellen
Der wohl wichtigste Faktor beim Einstellen der Heizkurve ist ihre Neigung. Sie bestimmt, wie steil oder flach die Kurve ist und wie stark die Vorlauftemperatur bei sich ändernder Außentemperatur steigt oder fällt. Bei sehr schlecht gedämmten Häusern ist eine eher steile Heizkurve notwendig, während bei gut gedämmten Häusern eine eher flache Heizkurve ausreicht. Wichtig ist, dass Sie die Steilheit der Heizkurve an Ihr persönliches Wärmeempfinden anpassen.
Richtwert: Eine sehr flache Kurve hat einen Neigungsfaktor von um die 0,5, während eine sehr steile Kurve eher einen Neigungsfaktor von 3,0 aufweist. Ein Neigungsfaktor von 3,0 bedeutet, dass bei einer Veränderung der Außentemperatur um 1 Grad, die Vorlauftemperatur der Heizung sich um 3 Grad verändert.
3. Höhe der Heizkurve einstellen
Neben der Neigung der Heizkurve ist auch die Höhe der Kurve relevant. Diese ist vom Fußpunkt der Heizkurve abhängig, mit dem Sie den Startpunkt der Vorlauftemperatur einstellen können. Wird dieser Fußpunkt (Nullpunkt) erhöht, so verschiebt sich die gesamte Kurve nach oben ohne dabei die Neigung zu beeinflussen.
Tipp: Eine Veränderung der Höhe der Heizkurve wird auch als Parallelverschiebung bezeichnet.
Richtwert: Als Fußpunkt der Heizkurve ist meist 20 Grad Celsius voreingestellt. Änderungen sollten in kleinen Schritten getroffen werden. Fühlt es sich in der Wohnung bei verschiedenen Außentemperaturen grundsätzlich zu kalt an, erhöhen Sie das Niveau der Heizkurve.
4. Absenkzeiten beachten
Absenkzeiten wie zum Beispiel eine Nachtabsenkung können in der Heizungsregelung eingestellt werden. In den programmierten Zeiten wird die Heizkurve parallel nach unten verschoben, so dass die Raumtemperatur absinkt. Um richtig zu heizen, sollten Sie die Absenkzeiten Ihrer Heizung daher individuell einstellen.
Richtwert: Neben der gängigsten Absenkzeit, der Nachtabsenkung, empfiehlt es sich auch, eine Absenkung für Werktage vorzunehmen, wenn niemand zuhause ist. Beachten Sie, dass Sie die Temperatur bei schlechter Dämmung nicht zu stark absenken. In der Regel sollten Räumlichkeiten nie weniger als 17 Grad Celsius aufweisen, da sonst Schimmel entstehen kann.
Tipp: Bei Fußbodenheizungen sollte von einer starken Absenkung abgesehen werden. Außerdem sollte die Heizkurve bei einer Fußbodenheizung sowie bei anderen trägen Systemen wie einer Wärmepumpe sehr flach eingestellt sein. Eine Absenkung sollte früher einsetzen und entsprechend früher enden, um die verlängerte Aufheizzeit zu berücksichtigen. Programmierbare Thermostatventile (wie auf dem Bild) bieten übrigens die Möglichkeit, Räume unabhängig von der zentralen Regelung abzusenken.
So können Sie Ihre Heizkurve schrittweise richtig einstellen
Die richtige Einstellung der Heizkurve erfordert eine Menge Feintuning und Geduld. Daher empfiehlt es sich, mehrere Iterationen zu durchlaufen und jegliche Veränderungen zu dokumentieren. Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps sowie eine Anleitung für die optimale Einstellung Ihrer Heizkurve.
Heizkurve einstellen – allgemeine Tipps
- Bevor Sie die Heizkurve einstellen, entlüften Sie Ihre Heizung für ein noch besseres Ergebnis.
- Die richtige Einstellung der Heizkurve kann eine Heizsaison dauern.
- Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Vorlauftemperatur und flacher die Heizkurve, desto geringer die Heizkosten.
- Justieren Sie die Heizkurve nach größeren Sanierungsarbeiten wie dem Einbau neuer Fenster oder Heizkörper nach.
- Zusätzlich zur Optimierung der Heizkurve kann ein hydraulischer Abgleich die Effizienz Ihres Heizungssystems noch weiter steigern.
- Holen Sie sich bei Problemen oder Unsicherheiten Hilfe von einer Fachkraft. Lassen Sie sich bei der jährlichen Wartung der Heizung die Bedienung der Regelung von dem Installateur erklären.
Heizkurve einstellen – schrittweise Anleitung
- Stellen Sie eine angemessene Heizgrenze ein.
- Stellen Sie sinnvolle Nacht- und Tagesabsenkungen ein.
- Dokumentieren Sie die aktuellen Werte Ihrer Heizkurve.
- Verändern Sie Neigung und/oder Höhe der Heizkurve.
- Beobachten und dokumentieren Sie die Temperaturen für mehrere Tage.
- Ist es in Ihren Räumen zu warm, verringern Sie Neigung und/oder Höhe. Ist es in Ihren Räumen zu kalt, erhöhen Sie Neigung und/oder Höhe.
- Wiederholen Sie die Schritte 3 bis 6, bis Sie mit den Raumtemperaturen zufrieden sind.
Tipp: Anstatt gleichzeitig Neigung und Höhe anzupassen, kann es sinnvoll sein, erst einen der beiden Werte auf das optimale Level zu bringen und dann den anderen nachzujustieren.